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Selbsttäuschung

Leugnung der Klimakrise gehört für manche zum Selbstbild

Bonn (KNA)

"Wird schon nicht so schlimm werden": Mit solchen Sprüchen wird der Klimawandel mitunter abgetan. Eine Studie hat nun untersucht, welcher Rolle diese Einstellung spielt - mit überraschendem Ergebnis.

Von KNA

Die einen sehen Handlungsbedarf - andere leugnen die Krise.
Die einen sehen Handlungsbedarf - andere leugnen die Krise. Foto: Julia Steinbrecht/KNA

Die Forschung rund um die Klimakrise ist manchen Menschen offenbar schlicht egal: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bonn und des Instituts zur Zukunft der Arbeit. Die Leugnung der menschengemachten Erderwärmung könnte "zur Identität bestimmter Gruppen" fest dazugehören, sagte Studienautor Florian Zimmermann am Freitag in Bonn. Die Studie erscheint in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change".

Manche Menschen definierten sich "möglicherweise ein Stück weit dadurch, den Klimawandel zu leugnen", erklärte der Ökonom, der die Studie gemeinsam mit Lasse Stötzer durchgeführt hat. "Diese Denkweise ist für sie ein wichtiges Merkmal, das sie von anderen politischen Gruppen unterscheidet."

Gegenteilige Belege ohne Effekt

Dies sei eine Variante von "motivated reasoning": Damit bezeichnen Kognitionsforscher und Psychologinnen den Versuch, möglichst starke Argumente für das zu finden, wovon man ohnehin überzeugt ist. Diese Strategie helfe dabei, das eigene Verhalten zu rechtfertigen - könne aber dazu führen, dass man trotz gegenteiliger Belege an falschen Überzeugungen festhalte.

Für andere Formen von Selbsttäuschung fanden sich in den Experimenten indes keine Anhaltspunkte, hieß es weiter. So seien Fakten weniger zurechtgebogen worden als zuvor vermutet, etwa dass ein einziger Flug keinen Unterschied mache oder dass nicht bewiesen sei, dass es einen menschengemachten Klimawandel überhaupt gebe. Als Versuchspersonen der Online-Experimente diente den Angaben zufolge eine repräsentative Gruppe von 4.000 Erwachsenen aus den USA.

Ob das Studienergebnis im Kampf gegen die Klimakrise eine gute oder eine schlechte Nachricht sei, lässt sich laut den Fachleuten schwer abschätzen. Wenn Menschen sich die Realität zurechtbögen, sei es kaum möglich, sie mit Informationen zu erreichen - dies scheine jedoch seltener der Fall zu sein als oftmals angenommen.